Neurotisierung einer LRS (begleitende Symptome, die oft aus einer LRS resultieren):
Die Probleme, die eine Lese-Rechtschreibstörung begleiten, übertragen sich oft auf andere Schulfächer. Insbesondere auf diejenigen, in denen die Kompetenz des Lesens und Schreibens eine große Rolle spielen (z.B. das Verstehen von Textaufgaben im Schulfach Mathematik). Ebenso kann der Erwerb von Fremdsprachen betroffen sein.
Da wie erwähnt die kognitiven Fähigkeiten bei legasthenen Kindern überdurchschnittlich sein können, werden die damit einhergehenden Begabungen durch die Misserfolge in der Schule gehemmt und die Entfaltung dieser Fähigkeiten blockiert. Sekundär entsteht eine Unlust am Lernen oder eine Verringerung der Lernmotivation. Der schulische Druck verunsichert die betroffenen Kinder und das Unverständnis und die Vorurteile des Umfeldes schwächen das Selbstwertgefühl. Daraus resultieren auf psycho-sozialer Ebene häufig
- Schulangst
- Versagensangst
- Aggressionen
- psychosomatische Beschwerden (z.B. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit etc.)
Die sekundären Symptome entwickeln sich bei Kindern mit Lese-Rechtschreibstörungen häufig sukzessiv und manifestieren sich, so dass es während der Schullaufbahn zur totalen Schulverweigerung kommen kann, sofern keine qualifizierte Hilfe in Anspruch genommen wird.
Erfahrungsgemäß zeigt sich in der Anamnese von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörungen, dass die Eltern in der ersten und zweiten Klasse bereits Auffälligkeiten beim Lese-Rechtschreiberwerb beobachten. Diese persistieren bis zur weiterführenden Schule. Bis die betroffenen Kinder bei einer qualifizierten Lerntherapeutin vorstellig werden, vergehen oft Monate bzw. Jahre. Während dieser Zeit durchläuft das legasthene Kind eine Vielzahl von Versuchen, ihm bei seinen Lese-Rechtschreibproblemen zu helfen: z.B. Nachhilfe, Förderstunden in der Schule, Übermäßiges Wiederholen der Hausaufgaben („drilling“). Das Fazit dessen ist häufig ein Scheitern („wir versuchen alles, aber nichts hilft wirklich“), welches mit hoher Frustration einhergeht. Diese Zeit ist durch Misserfolge geprägt und führt folglich zu einem geschwächten Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Der „Teufelskreis Lernstörung“ (Betz Breuninger - 1998) wird an dieser Stelle durch die negative Konditionierung aufrecht erhalten und kann nur mit professioneller Hilfe eines zertifizierten Lerntherapeuten durchbrochen werden.
Dadurch dass die Qualifikation eines zertifizierten Dyslexietherapeuten nach BVL kein geschützter Beruf ist, ergibt sich die Problematik, dass sich jeder, der an einer LRS arbeitet, Lerntherapeut nennen darf. Es ist also nicht verwunderlich, dass hier massive Unterschiede in der Qualität der Förderung existieren.